Neue Auswertung einer Umfrage aus 2020 unter Hundehaltern

2020 führten Knight et al. eine Umfrage unter Hunde- und Katzenhaltern über eine britische Online-Platform durch, wobei knapp 30% der 2.610 Hundehalter angaben, außerhalb Englands zu wohnen. Von den 2.536 Hunden, die einer eindeutigen Ernährungsform zugeordnet werden konnten, wurden während dem Untersuchungszeitraum von einem Jahr

  • 1.370/54% mit konventionellem Futter,
  • 830/33% mit BARF/Rohfleisch und
  • 336/13% vegan/pflanzen-basiert ernährt.

Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass nach den Hauptzutaten des normalerweise verwendeten Futters gefragt wurde. Da die BARF-ernährten Hunde mit einem Altersdurchschnitt von 5,5 Jahren tendenziell jünger waren als die vegan-ernährten Hunde (mit 7,3 Jahren), entschieden sich die Autoren dazu, die Ergebnisse erneut auszuwerten und gesundheitsrelevante Faktoren wie Alter, Rasse oder Aktivitätslevel entsprechend zu berücksichtigen.

Die Halter wurden sowohl zu generellen Krankheitsindikatoren befragt (z.B. Anzahl der Arztbesuche, Wechsel zu einer therapeutischen Diät oder Verabreichung von Medikamenten), als auch zu spezifischen gesundheitlichen Problemen (z.B. Störungen der Mobilität, Allergien oder gastrointestinale Probleme).

Die Ergebnisse wurden dann mittels verschiedenen Regressionsmodellen, welche die Wahrscheinlichkeit bestimmter Resultate für bestimmte Faktoren modellieren, verglichen. So wurde beispielsweise berücksichtigt, dass die Wahrscheinlichkeit für vermehrte Arztbesuche in Bezug auf das Alter der Hunde nicht linear verläuft und Hunde bis zum 3. und nach dem 10. Lebensjahr tendenziell häufiger zum Arzt müssen. Die angepassten Ergebnisse für “Hunde mit durchschnittlichen Charakteristika” wurden in der folgenden Abbildung zusammengefasst:

Somit lagen die größten Unterschiede hinsichtlich der generellen Krankheits-indikatoren bei der Häufigkeit eines Wechsels hin zu einer therapeutischen Diät und der Einschätzung der Hundehalter zum Auftreten schwererer Erkrankungen. Für beides war die Wahrscheinlichkeit bei vegan ernährten Hunden etwa halb so groß wie bei konventionell fleisch-basierter Ernährung.

Generell war die vegane Ernährung in sämtlichen Kategorien mit niedrigeren Risiken assoziiert  als die konventionelle. Im Vergleich zu BARF waren die Unterschiede kleiner, aber dennoch positiv mit Ausnahme  der Wahrscheinlichkeit für erhöhte Arztbesuche und dem Wechsel zu therapeutischen Diäten.

Bezüglich der 22  spezifischen Erkrankungen, für die eine tierärztliche Diagnose vorliegen musste, ergab sich folgendes Bild:

Auch hier schien das Auftreten der Erkrankungen bei veganer Enährung seltener zu sein, mit Ausnahme von inneren Parasiten, Herz- und Lebererkrankungen.

Allgemein lässt sich festhalten, dass die vegane Enährung bei den Hunden, deren Halter hier befragt wurden, tendenziell mit besseren Ergebnissen bei den meisten der untersuchten Gesundheitsindikatoren einherging. Die wenigen Ausnahmen können bzw. sollten Anlass sein zu weiteren Untersuchungen und ggf. Verbesserungen bei der Zusammensetzung der Futtermittel.

Wichtig zu betonen ist bei solchen Umfragestudien allerdings, dass verschiedene Verzerrungen auftreten können. So ist es z.B. durchaus plausibel, dass viele Halter, die ihre Hunde vegan ernähren, tierorientierter sind, und sich evtl. besser um die Bedürfnisse ihrer Hunde kümmern, dass sie aus Überzeugung von der veganen Ernährung Ereignisse anders bewerten oder kommunizieren, oder das tendenziell eher die Hunde(halter), bei denen die vegane Ernährung erfolgreich war, an der Umfrage teilnahmen etc.

Dennoch sind diese Art von Umfragestudien, vor allem durch ihre Stichprobengröße eine wertvolle Ergänzung zu den klinischen Studien (welche meistens nur ein- bis niedrig zweistellige Anzahlen an Hunden umfassen). Auch spielen die verwendeten Futtermittel bzw. die regionalen Unterschiede dabei eine untergeordnete Rolle.

Somit gibt die Studie einen weiteren Hinweis auf eine breitere Umsetzbarkeit veganer Hundeernährung –  sowohl hinsichtlich der unterschiedlichen Hunde und ihren Anforderungen als auch in Bezug auf die verschiedenen erhältlichen Futtermittel. Darüber hinaus liefert sie Anzeichen dafür, dass die vegane Hundeernährung verschiedene  gesundheitliche Vorteile bieten kann.

Quellen

Knight A, Huang E, Rai N, Brown H (2022)
Vegan versus meat-based dog food: Guardian-reported indicators of health
PLoS ONE 17(4): e0265662
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0265662

Knight A, Bauer A, Brown H (2024)
Vegan versus meat-based dog food: Guardian-reported health outcomes in 2,536 dogs, after controlling for canine demographic factors
Heliyon, Volume 10, Issue 17, e35578
https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2024.e35578