Ähnlich wie FEDIAF in Europa, legt die Association of American Feed Control Officials (AAFCO) in den USA Richtlinien für Haustierfutter fest, um möglichst sicherzustellen, dass verfügbare Futtermittel den Nährstoffbedarf von Haustieren erfüllen. Diese Richtlinien beinhalten neben der Formulierung auch Fütterungsversuche, um die Auswirkungen der Futtermittel auf die Gesundheit der Tiere im Laufe der Zeit zu bewerten. Eine neue Studie von Linde et al., die im April 2024 veröffentlicht wurde, untersucht die Auswirkungen eines bestimmten pflanzlichen Hundefutters auf die klinischen, ernährungsphysiologischen und hämato-logischen Gesundheitsparameter bei Hunden.
Die AAFCO-Richtlinien für Fütterungsversuche sehen eine Mindestdauer von 6 Monaten mit mindestens 8 Hunden und Untersuchungen von 4 Blutparametern vor. Im Gegensatz dazu umfasste die Studie von Linde et al. 15 Hunde und erstreckte sich über 12 Monate. Zu Beginn, nach 6 und nach 12 Monaten wurden körperliche Untersuchungen durchgeführt und ein vollständiges Blutbild, die blutchemische Zusammensetzung, Herz-Biomarker, Amino-säuren im Plasma und Vitaminkonzentrationen im Serum erhoben. Monatliche Interviews der Halter ergänzten die Gesundheitsbewertungen und stellten eine kontinuierlichere Überwachung sicher. Damit geht das Studiendesign nicht nur über die Anforderungen der AAFCO hinaus, sondern ist auch wesentlich umfangreicher als bisherige klinische Studien.
Die Studienergebnisse wiesen durchschnittlich keine signifikanten Veränderungen der klinischen Gesundheitsindikatoren der Hunde auf, einschließlich des Körpergewichts bzw. des Body Condition Scores (BCS). Drei Hunde, die zu Beginn übergewichtig waren, verbesserten ihren BCS.
Auch die Blut- und Urinwerte blieben im normalen Bereich, ebenso wie die kardialen Biomarker. Die essentiellen Aminosäuren und die wichtigsten Vitamine blieben auf einem gesunden Niveau, wobei sich der Vitamin-D-Status bzw. -Mangel bei mehreren Hunden verbesserte.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine ausgewogene pflanzliche Ernährung bzw. entsprechend angereicherte, vegane Alleinfuttermittel die klinische Gesundheit erwachsener Hunde auch über einen längeren Zeitraum erhalten können. Die Erkenntnisse decken sich mit den aus früheren Kurzzeitstudien und erweitern die Evidenz dafür, dass pflanzliches Futter den Nährstoffbedarf von Hunden decken kann.
Wesentliche Einschränkungen bezüglich der Übertragbarkeit der Ergebnisse bleiben die Auswahl eines einzigen Futterherstellers und die geringe Stichprobengröße. Darüber hinaus stützt sich die Studie u.a. auf die Einhaltung der Anweisungen und die berichteten Aussagen der Tierhalter, was zu Verzerrungen führen kann. Den monatlichen Interviews wird in der Studie hinsichtlich der Erkenntnisse aber ohnehin ein geringer Stellenwert beigemessen.
Die Studie liefert wertvolle Daten über die ernährungsphysiologische Angemessenheit und Sicherheit von pflanzlichem Hundefutter und bietet eine wichtige Grundlage, sowohl für den aktuellen Kenntnisstand als auch für die weitere Forschung. Der Umfang des Studiendesigns verleiht den Ergebnissen, insbesondere hinsichtlich der grundlegenden Möglichkeit, Hunde pflanzlich bzw. vegan zu ernähren, erhebliches Gewicht.
Zukünftige Studien sollten mehrere, insbesondere die gängigen pflanzlichen Alleinfuttermittel, eine größere Zahl an Hunden, wenn möglich noch längere Laufzeiten und weitere Herzuntersuchungen umfassen, um diese Ergebnisse zu untermauern und das Vertrauen in die verfügbaren Alleinfuttermittel zu stärken.
Quelle
Linde A, Lahiff M, Krantz A, Sharp N, Ng TT, Melgarejo T (2024) Domestic dogs maintain clinical, nutritional, and hematological health outcomes when fed a commercial plant-based diet for a year.
PLOS ONE 19(4): e0298942.
https://doi.org/10.1371/journal.pone.0298942